Geleitwort
„Erkrankungen von Leber, Gallenwegen, Pankreas und Magen-
Darm- Trakt in der Schwangerschaft“, der Titel dieses Buches
mag beim ersten Hinschauen verwundern und die Frage nach der Notwendigkeit
stellen. Kann nicht jeder Gastroenterologe und Hepatologe derartige
Erkrankungen, wenn sie zufällig mit einer Schwangerschaft zusammentreffen
oder weitgehend oder ausschließlich durch diese bedingt sind,
behandeln? Gerade diese Berührungszone von zwei klassischen
Disziplinen birgt jedoch bei der Komplexität der Interaktionen
für den spezifischen Blickwinkel des Facharztes Probleme in
Diagnostik und Therapie. Zudem ist in den letzten 20 Jahren in Geburtshilfe
wie in Hepatologie/ Gastroenterologie ein beträchtlicher Wissenszuwachs
zu verzeichnen, den zu überblicken dem Einzelnen kaum noch
gelingt.
Umso verdienstvoller ist es daher, dass mein Kollege Hans Huchzermeyer
mit dem vorliegenden Buch aus der Sicht des Internisten den heutigen
Stand der Kenntnisse zu diesem Spezialthema in komprimierter und
prägnanter Form zusammengetragen hat. H. Huchzermeyer, der
seit 1977 dem Lehrkörper der Medizinischen Hochschule in Hannover
angehört, hat sich seit Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit
mit dieser Thematik befasst und sie zu einem seiner Arbeitsschwerpunkte
entwickelt. Davon zeugen ab 1969 bis heute insgesamt 19 Zeitschriftenbeiträge,
12 Buchbeiträge sowie 2 Monographien.
Theodor von Frerichs zählt zu den ersten, der den Ikterus
während der Schwangerschaft in seinem 1858 erschienenen Buch
„Klinik der Leberkrankheiten“ klassifizierte. Er unterteilte
den Icterus gravidarum in einen Icterus levis und einen Icterus
gravis, je nachdem, ob die Schwangere überlebte oder verstarb.
Seitdem blieb im europäischen Schrifttum zum Thema „Leberkrankheiten
und Schwangerschaft“ die Zahl der Monographien und Übersichten
eher gering, da nur wenige Autoren über ein größeres
eigenes Beobachtungsgut verfügten. Zu nennen sind hier die
Publikationen von L. Thorling (Jaundice in pregnancy. A clinical
study. Acta med. Scand. Suppl. 302, 1955) und U. P. Haemmerli (Jaundice
during pregnancy. Acta med. Scand. Suppl. 444, 1966) sowie von N.
A. M. Bergstein (Liver and pregnancy.Excerpta Medica, Amsterdam
1973). Die erste umfassende Monographie „Leber und Schwangerschaft“
(Huber Verlag, Bern 1978) – zur damaligen Zeit das Standardwerk
– stammte dann aus der Feder von H. Huchzermeyer, der sich
u. a. auf das große Krankengut der Medizinischen Hochschule
Hannover stützen konnte. In „Internistische Erkrankungen
und Schwangerschaft“, Band 1 (Hrsg. Hans Huchzermeyer, Kohlhammer
Verlag, Stuttgart 1986) aktualisierte er dann dieses Thema und ergänzte
es um die Erkrankungen von Intestinaltrakt, Pankreas und Gallenwege.
Ich bin mir sicher, dass von dem jetzt vorliegenden Buch, das erneut
von der großen Expertise des Autors auf dem Gebiet der hepatologischen
und gastroenterologischen Erkrankungen während der Schwangerschaft
zeugt und das wiederum den neuesten Wissensstand bündelt, nicht
allein Geburtshelfer, Internisten und Pädiater, sondern alle,
die Schwangere beraten, in ihrer täglichen Arbeit profitieren
werden. Zudem bietet dieses Werk eine Fülle von Anregungen
für zukünftige Forschungsprojekte.
Abschließend möchte ich diesem mit Kenntnis und Können
geschriebenen Buch den Erfolg wünschen, den es verdient hat,
es wird ebenfalls seinen Weg als Referenzwerk machen.
Hannover
Juni 2008 |
Prof. Dr. M. P. Manns
Direktor der Klinik für Gastroenterologie
Hepatologie und Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover |
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Vorwort
Erkrankungen von Leber, Gallenwegen, Pankreas oder Magen-Darm-Trakt
während der Schwangerschaft bergen für die behandelnden
Ärzte spezielle Probleme. Erkrankungen aus diesen Organbereichen
können – präexistent oder neu auftretend –
zufällig mit einer Schwangerschaft zusammentreffen oder aber
es liegen schwangerschaftsspezifische Erkrankungen vor, die weitgehend
oder ausschließlich durch die Gravidität bedingt sind.
Es stellen sich folgende klinisch-relevante Fragen:
- kann eine gegebene Erkrankung durch eine Schwangerschaft modifiziert
werden und umgekehrt
- können Schwangerschaft und Geburt durch die Erkrankung einen
von der Norm abweichenden klinischen Verlauf nehmen,
- welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sind
absolut notwendig und können Mutter sowie Kind, die gleichermaßen
Berücksichtigung finden müssen, zugemutet werden,
- inwieweit kann eine Pharmakotherapie der Mutter die Frucht gefährden
(theoretisch birgt jede Medikamenteneinnahme die Gefahr einer Fruchtschädigung
in sich),
- wann ist ein Schwangerschaftsabbruch zu rechtfertigen, ist doch
das Leben der Schwangeren nicht nur durch die Dekompensation ihrer
Erkrankung bedroht, sondern auch durch risikoreiche diagnostische
Verfahren und unvermeidbare Nebenwirkungen therapeutischer Maßnahmen.
Im vorliegenden Buch will der Autor, der sich seit über 40
Jahren mit den Interaktionen zwischen internistischen Erkrankungen
und Schwangerschaft beschäftigt, den enormen Wissenszuwachs
in seinem besonderen Interessengebiet, der Hepatologie und Gastroenterologie,
bündeln und den neuesten Wissensstand komprimiert und gut verständlich
darlegen. Organbezogen werden im Anschluss an die physiologischen
Veränderungen die Pathophysiologie, Klinik, Diagnostik und
Therapie der hepatobiliären, pankreatischen und gastrointestinalen
Erkrankungen in der Schwangerschaft besprochen und versucht, die
oben gestellten Fragen zu beantworten. Mit der praxisorientierten
Darstellung soll die Arbeit aller Ärztinnen und Ärzte,
die Schwangere betreuen, erleichtert werden.
Letztlich ist es das Ziel dieses Buches, durch aktuelle und fundierte
Informationen zur Verbesserung der mütterlichen und kindlichen
Prognose beizutragen.
Minden / Hannover
Juni 2008 |
Hans Huchzermeyer |
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Inhaltsverzeichnis
Wichtiger Hinweis für
die Leser
Bei den in diesem Buch gemachten Angaben zur Medikation wurde auf
die größtmögliche Sorgfalt geachtet. Dennoch kann
der Autor keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben
übernehmen. Jedem Benutzer wird empfohlen, vor einer Medikation
in eigener Verantwortung die entsprechenden Empfehlungen der Hersteller
sorgfältig zu prüfen und zur Kontrolle heranzuziehen.
Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht immer besonders
kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also
nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen
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Das Werk ist als Ganzes und in Teilen urheberrechtlich geschützt.
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